Grundarten des Lernens

Es gibt verschiedene Grundarten des Lernens, die unterschiedliche Prozesse und Erfahrungen beschreiben, durch die Wissen, Fähigkeiten oder Verhaltensweisen erworben werden. Hier sind die wichtigsten Grundarten des Lernens:

1. Klassische Konditionierung

 Hierbei wird Lernen durch Assoziation beschrieben. Eine neutrale Reiz wird mit einem bedeutungsvollen Reiz wiederholt gepaart, bis der neutrale Reiz die gleiche Reaktion auslöst. Ein bekanntes Beispiel ist der Pawlowsche Hund: Der Hund lernte, auf den Klang einer Glocke Speichel zu produzieren, weil dieser Klang wiederholt mit Futter assoziiert wurde.

2. Operante Konditionierung

 Operantes Lernen basiert auf Belohnung und Bestrafung. Verhalten, das positive Konsequenzen hat (Belohnung), wird verstärkt und häufiger gezeigt, während Verhalten, das negative Konsequenzen hat (Bestrafung), eher vermieden wird. Dieses Prinzip wird oft in der Erziehung oder bei Verhaltensänderungen verwendet.

3. Lernen durch Beobachtung

Auch als „sozial-kognitives Lernen“ bekannt, beschreibt es das Lernen durch das Beobachten des Verhaltens anderer. Menschen, insbesondere Kinder, lernen neue Verhaltensweisen, indem sie Modelle (andere Menschen) beobachten und deren Verhalten nachahmen. Ein Beispiel ist das Lernen sozialer Normen durch Beobachtung.

4. Kognitives Lernen

 Hierbei handelt es sich um das Lernen, bei dem mentale Prozesse wie Denken, Problemlösen und Gedächtnis beteiligt sind. Kognitives Lernen ist eher komplex und beinhaltet das Verstehen, Analysieren und Anwenden von Informationen. Ein Beispiel ist das Erlernen von Mathematik durch das Verständnis von Konzepten und Regeln.

5. Latentes Lernen

Dieses Lernen erfolgt ohne sofort sichtbares Feedback oder Verstärkung. Es ist „latentes“ Wissen, das erst später durch die Anwendbarkeit sichtbar wird. Zum Beispiel können Menschen sich durch wiederholtes Durchlaufen einer neuen Umgebung (wie einer Stadt) die Orientierung aneignen, auch wenn sie keine bewusste Absicht hatten, diese zu lernen.

6. Explizites Lernen

Explizites Lernen ist bewusstes Lernen, bei dem die Person weiß, dass sie lernt, und gezielt bestimmte Inhalte oder Fähigkeiten erwirbt. Beispiele sind das Auswendiglernen von Vokabeln oder das Üben eines neuen Musikinstruments.

7. Implizites Lernen

Dieses Lernen geschieht eher unbewusst. Es beschreibt den Erwerb von Wissen oder Fähigkeiten ohne bewusste Anstrengung oder das Wissen darüber, dass man lernt. Viele motorische Fähigkeiten, wie Fahrradfahren, werden implizit gelernt.

8. Habituation

Habituation ist eine sehr einfache Form des Lernens, bei der eine Person oder ein Tier auf einen wiederholten Reiz immer weniger stark reagiert. Zum Beispiel gewöhnt man sich an ein wiederkehrendes Geräusch, sodass es mit der Zeit weniger auffällig wird.

9. Sensibilisierung

Dies ist das Gegenteil der Habituation. Hierbei wird die Reaktion auf einen Reiz nach wiederholter Darbietung stärker. Dies passiert oft, wenn der Reiz unangenehm oder bedrohlich ist.

10. Lernen durch Einsicht

Lernen durch Einsicht (oder auch „Aha-Lernen“), beschreibt den Moment, in dem plötzlich eine Lösung für ein Problem klar wird, ohne dass schrittweises Probieren erforderlich ist. Dies tritt häufig bei komplexeren Problemen auf, die eine gewisse Analyse und Neuorganisation von Informationen erfordern.

11. Motorisches Lernen

Dies ist das Erlernen neuer körperlicher Bewegungen oder Fertigkeiten. Motorisches Lernen erfolgt oft durch wiederholte Übung und wird durch die neuronale Plastizität im Gehirn unterstützt. Beispiele sind das Erlernen von Sportarten oder von Tanzbewegungen.

Diese Grundarten des Lernens sind oft nicht strikt voneinander getrennt, sondern überschneiden sich und interagieren miteinander. Sie geben Einblick in die unterschiedlichen Mechanismen, durch die Menschen und Tiere auf ihre Umwelt reagieren und sich an sie anpassen können.

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