Gesten sind eine wesentliche Komponente der nonverbalen Kommunikation und umfassen Bewegungen der Hände, Arme oder des gesamten Körpers, die Botschaften unterstützen, ergänzen oder sogar ersetzen können. Sie helfen dabei, Emotionen auszudrücken, zu erklären oder eine Interaktion zu strukturieren. Es gibt verschiedene Arten von Gesten, die nach ihren Funktionen und Bedeutungen unterschieden werden können.
1. Emblematische Gesten (Embleme)
Diese Gesten haben eine direkte, festgelegte Bedeutung, die in einer bestimmten Kultur allgemein verstanden wird. Sie können Worte oder Sätze ersetzen.
Beispiele:
Daumen hoch als Zeichen für Zustimmung oder “Okay”.
Winken als Gruß oder Abschied.
V-Zeichen: Je nach Kultur symbolisiert es “Frieden” oder “Sieg”.
2. Illustrative Gesten (Illustratoren)
Diese Gesten begleiten und verdeutlichen gesprochene Worte. Sie dienen dazu, das Gesagte zu betonen oder zu visualisieren und haben ohne die Sprache oft keine vollständige Bedeutung.
Beispiele:
Zeigen einer Richtung beim Beschreiben des Weges.
Kreisen der Hände zur Verdeutlichung von etwas Rundem.
Abmessen der Größe oder Höhe eines Gegenstands mit den Händen.
3. Regulative Gesten (Regulatoren)
Regulatoren dienen dazu, den Ablauf einer Kommunikation zu steuern. Sie geben nonverbale Hinweise darauf, wie ein Gespräch weitergehen soll.
Beispiele:
Hand heben: Eine Geste, die signalisiert, dass man sprechen möchte.
Nicken: Zeigt an, dass man weiter zuhört oder dass der Gesprächspartner weitermachen soll.
Zeigen mit der Handfläche nach unten: Kann als Signal zum Beruhigen oder zur Unterbrechung verwendet werden.
4. Affektive Gesten (Affektanzeigen)
Diese Gesten drücken emotionale Zustände aus und sind eng mit den Gefühlen der Person verbunden. Sie sind häufig unbewusst.
Beispiele:
Fäuste ballen als Ausdruck von Wut oder Anspannung.
Schultern zucken, wenn man keine Antwort weiß oder Unsicherheit zeigt.
Umarmen als Zeichen von Zuneigung oder Mitgefühl.
5. Adaptoren (Selbstberuhigende Gesten)
Adaptoren sind Gesten, die dazu dienen, die eigene Anspannung oder Unruhe zu regulieren. Sie sind meist unbewusst und verraten oft Nervosität oder Unbehagen.
Beispiele:
Kratzen oder Reiben des Kopfes.
Finger knacken.
Hände reiben oder Nagelkauen.
6. Zeigende Gesten (Deiktische Gesten)
Diese Gesten dienen dazu, auf Objekte, Personen oder Orte hinzuweisen und dabei den Fokus des Gesprächs zu lenken.
Beispiele:
Zeigen mit dem Finger auf ein Objekt.
Handflächen in eine Richtung bewegen, um den Blick der anderen zu lenken.
7. Symbolische Gesten
Symbolische Gesten sind Gesten, die eine abstrakte Bedeutung haben und häufig kulturell geprägt sind. Sie werden oft verwendet, um Konzepte oder Gedanken darzustellen.
Beispiele:
Die Hand aufs Herz legen als Ausdruck von Ehrlichkeit oder Treue.
Finger an die Lippen legen als Zeichen für “leise sein”.
8. Ritualisierte Gesten
Ritualisierte Gesten sind solche, die in gesellschaftlichen oder kulturellen Kontexten eine spezielle Bedeutung haben. Sie haben feste Formen und Abläufe.
Beispiele:
Händeschütteln zur Begrüßung.
Verbeugung als Zeichen des Respekts in einigen Kulturen.
Klatschen als Ausdruck von Zustimmung oder Anerkennung.
9. Motorische Gesten (Beschreibende Gesten)
Diese Gesten werden verwendet, um Bewegungen oder Aktionen darzustellen und sind häufig unterstützend für eine Beschreibung.
Beispiele:
Rühren mit der Hand, um jemanden auf das Rühren in einer Schüssel hinzuweisen.
Fliegen nachahmen, indem die Arme wie Flügel bewegt werden.
10. Kulturelle Unterschiede bei Gesten
Viele Gesten haben unterschiedliche Bedeutungen in verschiedenen Kulturen, und es ist wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Beispiele:
Das “Okay-Zeichen” (Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis formen) wird in vielen westlichen Kulturen als positiv empfunden, kann aber in anderen Ländern eine beleidigende Bedeutung haben.
Kopfschütteln bedeutet in den meisten Kulturen “Nein”, in manchen Regionen der Welt (z. B. in Teilen Indiens) wird es jedoch auch als Zustimmung verwendet.
Wichtige Hinweise zur Interpretation von Gesten
Kontextabhängigkeit: Gesten sollten immer im Zusammenhang mit der Situation und der gesamten Körpersprache interpretiert werden, da die Bedeutung oft variieren kann.
Kulturelle Prägung: Die Bedeutung von Gesten ist stark kulturell geprägt, daher ist es wichtig, die jeweilige Kultur zu berücksichtigen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Gestenkombination: Einzelne Gesten können unterschiedliche Bedeutungen haben, aber wenn sie zusammen mit anderen nonverbalen Signalen oder Sprache auftreten, wird die Bedeutung klarer.
Durch die verschiedenen Arten von Gesten lassen sich Emotionen und Informationen nonverbal ausdrücken und unterstützen die verbale Kommunikation in vielerlei Hinsicht. Für effektive Kommunikation ist es hilfreich, Gesten bewusst einzusetzen und die der anderen gut zu lesen und zu verstehen.